Irina Vessely

Geboren: 1987

Alter zum Handlungs-
zeitpunkt:

29/30
Beruf: Journalistin/Bürokraft
Haarfarbe: schwarz
Buch: Die Gefängnisinsel


Allgemeines

Irina Vessely (1987 in Wien, Österreich) ist Journalistin. Sie ist die Verlobte von Martin Eichendorf, der 2014 (zu Unrecht) wegen fünffachen Mordes angeklagt und zu einer lebenslangen Haftstrafe in der Hochsicherheitsanstalt Werra I verurteilt wurde.

 

Biografie

Irina Vessely wurde 1987 in Wien geboren. Nach ihrer Schullaufbahn studierte sie in Wien Journalismus. Im Anschluss an ihr Studium begann sie als Zeitungsjournalistin zu arbeiten.

Sie lernte den Journalisten Martin Eichendorf kennen, der erst ihr fester Freund und schließlich ihr Verlobter wurde.

Nachdem Eichendorf im Jahr 2014 brisantes Material zu dem vertuschten OVCO-Skandal zugesandt erhalten hatte, das ihn in fatale Schwierigkeiten mit dem Gesetz brachte, wurde er verhaftet und lebenslang in eine Hochsicherheitsanstalt gesperrt. Vessely durfte von da an keinen Kontakt mehr zu ihm haben.

*Achtung Spoiler*

Etwa ein Jahr lang bewahrt sich Irina die Hoffnung, dass die Unschuld ihres Verlobten festgestellt würde – oder, dass sie irgendetwas tun würde können, um ihm aus seiner Lage herauszuhelfen. Während dieser Zeit bleibt sie mit Eichendorfs Familie in Kontakt. Eine neue Partnerschaft interessierte sie nicht.

Sie hat ihren Job in der Redaktion gekündigt, einerseits da sie dort alles und jeder an Eichendorf erinnert hat und andererseits, da sie sich eher darauf konzentrieren will einen Weg zu finden, ihrem Verlobten irgendwie zu helfen. Sie plant in Zukunft für ein anderes Blatt zu schreiben, findet aber keine Anstellung im redaktionellen Bereich. Da ihr das Geld knapp wird, hat sie einen mies bezahlten Job als Assistentin in einem schmuddeligen Betrieb in Wien-Schwechat angenommen.

Nachdem von allen Seiten – aus ihrem Freundeskreis, von ihrer Familie und sogar von Eichendorfs Familie – auf sie eingewirkt wird, dass sie ihr Leben weiterleben müsste, hat sie sich gegen Ende 2015 eher widerwillig bei einer Online-Dating Plattform registriert.

Mittlerweile ist Irina daran gewöhnt, dass ihr Leben fremdbestimmt ist: Ihr Verlobter ist ihr genommen worden, ohne, dass sie irgendetwas dagegen hatte tun können; auch kann sie nicht mehr in dem Bereich arbeiten der sie interessiert und nun ist sie gezwungen einen Job zu machen, der sie frustriert. Nun scheint es ihr beinahe schon vertraut, dass andere sie dazu gedrängt haben sich einen neuen Partner zu suchen. So lernt sie Ende 2015 oder Anfang 2016 einen Mann kennen, mit dem sie eine kurze Beziehung eingeht. Er ist keineswegs der Mann ihrer Träume und stellt sich zudem als körperliche gewalttätig heraus. Nachdem er Irina mehrfach geschlagen hat, trennt sie sich von ihm.

Kurz darauf lernt sie wieder jemanden kennen. Da er immerhin besser ist als der brutale Kerl, mit dem sie zuletzt zusammen gewesen ist, geht die frustrierte Irina erneut eine Beziehung ein. Sie liebt ihren Partner jedoch nicht und tut eigentlich nur was andere von ihr erwarten, beziehungsweise was realistisch scheint.

Im Frühjahr 2017 zerbricht Irina innerlich als sie erfährt, dass ihr ehemaliger Verlobter Martin Eichendorf bei einem Fluchtversuch ums Leben gekommen ist.

Im Spätsommer 2017 erlebt sie die erste positive Überraschung seit langem: Martin Eichendorf, der geflohen und mittlerweile zurück in Österreich ist, hat sein Versteck kurzfristig verlassen um sie zu sehen. Irina soll wissen, dass er lebt; außerdem will er sie nach all der Zeit unbedingt wiedersehen – letztendlich jedoch muss er ihr mitteilen, dass er untergetaucht bleiben müsste und sie wohl nicht in Kontakt bleiben können.

Durch dieses Zusammentreffen kippt Irinas Weltbild: Ihr verurteilter und bereits tot geglaubter Verlobter ist wieder da – weil er sein Leben selbst in die Hand genommen hat. Nun versteht sie, dass sie das ebenfalls tun muss.
Am nächsten Tag sucht sie Eichendorfs Vater in dessen Firma in Bad Deutsch-Altenburg auf. Sie erklärt ihm, dass sie mit Martin Eichendorf zusammenleben und ihm bei seinem Versteckspiel helfen will.

Irina beendet ihre Partnerschaft, die sie als Kompromisslösung eingegangen war. Im Herbst 2017 bezieht sie gemeinsam mit Martin Eichendorf eine Wohnung in Wien-Favoriten, in der Eichendorf sich versteckt halten wird.

Nach dem Jahreswechsel 2017/18 gesteht Irina Vessely ihrem Verlobten, dass sie die ganze Zeit über Beweismaterial besessen hat das Eichendorfs Rehabilitation bedeuten könnte, jedoch wegen einer Verschlüsselung keinen Zugriff darauf gehabt hat: Sie hat seine externe Festplatte nach seiner Verhaftung an sich genommen und mit einer List vor behördlicher Beschlagnahme bewahrt.

Im Februar 2018 gehen sie und ihr Verlobter das Wagnis ein, die Beweise zu veröffentlichen. Dazu schicken sie per Post Kopien des Beweismaterials an jene Redaktion, für die beide zuvor gearbeitet haben. Um etwaige Spuren zu verwischen, versenden sie die Briefe in Jennersdorf. Auf der Heimfahrt wird Irina in Oberwart von der Polizei angehalten. Bei der Verkehrskontrolle wird ihr Verlobter erkannt – sie beide werden verhaftet.

Irina Vessely wird in Untersuchungshaft genommen, da sie Eichendorf geholfen hat. Ihr droht im schlimmsten Fall eine mehrjährige Haftstrafe.

Nach einer Woche in Haft erfährt sie, dass die Beweise für die Unschuld ihres Verlobten veröffentlicht worden sind und dieser rehabilitiert worden ist. Trotzdem wird sie vorerst noch nicht entlassen, da sie sich mit der Unterstützung eines flüchtigen Straftäters dennoch strafbar gemacht hat.
Am Tag nach Eichendorfs Rehabilitation besucht er Irina im Gefängnis. Sie wird kurz darauf entlassen, nachdem ihr Verteidiger glaubhaft darstellen kann, dass sie die ganze Zeit über Beweismaterial für Eichendorfs Unschuld gehabt hat und damit gewusst hat, dass sie einen zu Unrecht Verfolgten unterstützt hat.

Bald nach ihrer Entlassung findet sie wieder Anstellung bei jener Redaktion, für die sie früher schon geschrieben hat. Sie und Eichendorf genießen wegen ihrer öffentlichen Bekanntheit ab diesem Zeitpunkt gewisse Freiheiten in ihrer Arbeit, die sie sogleich nutzen, um eine mehrwöchige Auto-Reise durch Ost-Europa zu unternehmen.

 

Persönlichkeit

Irina ist ordnungsliebend, wenn es ihr gut geht. Ist sie mit ihrem Alltag unzufrieden, fängt sie an Dinge verkommen zu lassen.

Sie ist gut darin bei der Sache zu bleiben. Sie lässt sich in Gesprächen nicht vom eigentlichen Thema ablenken.

 

*Achtung Spoiler*

In ernsten Situationen verwendet Irina manchmal eine ziemlich derbe Ausdrucksweise, was auf den ersten Blick nicht recht zu ihr passt. Das liegt einerseits daran, dass es ihr wichtig ist Dinge ganz unverblümt so auszusprechen wie sie tatsächlich darüber denkt – allerdings hat sie sich andererseits wohl in ihrem neuen Arbeitsumfeld auch die eine oder andere unschöne Ausdrucksweise angewöhnt.

 

Triviales

*Achtung Spoiler*

Irina hat einen Bruder namens Alexander. Dieser ist zwischen 2015 und 2017 Vater einer Tochter geworden.

Irina fährt einen blauen Fiat Punto Typ 199.

Sie hat eine langjährige Freundin namens Anja.

 

Hinter den Kulissen

*Achtung Spoiler*

Irina entstand aus der Vorstellung eines scheinbar unerreichbaren Ziels – etwas, das zwar wissentlich existiert aber aus der eigenen Lage heraus schlichtweg nicht greifbar ist, egal was man auch tut.
Sie spielt erstmals eine Rolle in der Geschichte, als Martin Eichendorf zu verinnerlichen beginnt, dass seine Freiheit auf der Gefängnisinsel ihm einstweilen nichts nutzt, um seine Verlobte wiederzusehen. Als Konsequenz beginnt er sich innerlich unruhig zu fühlen und in weiterer Folge seine Lebenswelt zu klein und deprimierend zu empfinden.

Im Verlauf der Handlung erzählt Martin Eichendorf, dass Irinas Wagen innen verkommen aussah, als er sie nach seiner Haft zum ersten Mal wiedergesehen hatte. Nachdem sich ihr Leben zum besseren gewendet hat, war der Innenraum wieder gepflegt. Mit dieser scheinbar bedeutungslosen Randbemerkung nutzt Thomas Sailer bereits zum zweiten Mal die Ordnung als Stilmittel für innere Ausgeglichenheit: Schon in seinem Debütroman Der Freizeitpionier beschreibt er, dass Ferdinand Grenzmann nach seiner Kündigung das Bedürfnis hat, sein Zimmer aufzuräumen – so lange sein Alltag für ihn leer und quälend gewesen war, nutzte ihm die Ordnung nichts ... ein ordentliches Zimmer hätte ohnehin keinen Unterschied gemacht. Doch alsbald er sein Leben wieder für sich hatte, legte er plötzlich Wert darauf. Nun, bei Irina, greift Sailer dieses Stilmittel ein zweites Mal auf: Alsbald sie im Begriff ist, sich mit Martin Eichendorf ein Leben nach ihren Wünschen aufzubauen, macht es für sie auch wieder Sinn ihr Auto zu pflegen.

 

Bildquelle: Thomas Sailer