Frau Grenzmann

Geboren: ca. 1961

Alter zum Handlungs-
zeitpunkt:

ca. 50
Beruf: Wirtin
Haarfarbe: schwarz
Buch: Der Freizeitpionier


Allgemeines

Frau Grenzmann (ca. 1961 in Parndorf) ist die Mutter von Ferdinand Grenzmann.

 

Biografie

Frau Grenzmann kam etwa 1961 in einem kleinbürgerlichen, burgenlandkroatischen Haushalt in Parndorf zur Welt. Sie wurde von Kleinkindalter an religiös erzogen und damit auf Bescheidenheit und Gehorsam getrimmt.
Sie besuchte die Schule in Neusiedl am See. Vermutlich lernte sie dort den Illmitzer Gastwirt-Sohn Grenzmann kennen, den sie später heiratete.

Mit ihrem Mann zog sie nach Illmitz und begann als Kellnerin in der Gastwirtschaft seiner Eltern zu arbeiten.

Im Jahr 1989 brachte sie ihren Sohn Ferdinand zur Welt.

Als sich ihre Schwiegereltern zur Ruhe setzen, übernahm sie gemeinsam mit ihrem Mann die Gastwirtschaft. Diese war mittlerweile ziemlich heruntergekommen und weder Frau Grenzmann, noch ihr Mann wollten einen Kredit aufnehmen um das Gebäude zu sanieren und die Gaststube attraktiver zu gestalten. Stattdessen hofften sie, dass ihnen die Stammkundschaft aus dem Ort bis zu ihrer Pension hin erhalten bleiben würde. Anschließend würden sie das Lokal schließen.

Da sie und ihr Mann keine Ambitionen hatten den Gasthof auf langfristigen Betrieb auszulegen, legte sie ihrem Sohn Ferdinand nahe einen zukunftsträchtigen Beruf in einer großen Firma anzustreben. Während dieser seinen Wehrdienst absolvierte, erfuhr sie (vermutlich von einem Gast des Lokals), dass die Firma Ducker Druck in Wien Drucker-Lehrlinge aufnehmen würde. Sie hatte irgendwann einmal gehört, dass man als Drucker gutes Geld verdienen konnte, also drängte sie ihren Sohn dazu, sich zu bewerben. In der Tat wurde er angenommen und begann nach seinem Wehrdienst in Wien zu arbeiten.

Während der nächsten zwei Jahre dachte Frau Grenzmann oft, die Arbeit in der Druckerei würde ihren Sohn nicht entsprechend auslasten, da er an den Wochenenden meist bis Nachmittags schlief und die übrige Zeit im Normalfall vor dem Fernseher verbrachte (tatsächlich war es so, dass Ferdinand durch die Arbeit körperlich aber vor allem geistig zerstört war und deshalb auch nichts Sinnvolles mit seiner Freizeit anfangen konnte).

 

*Achtung Spoiler*

Im Frühjahr 2011 erlebt sie einen Schock, als Ferdinand entlassen wird. Sie fürchtet die Schande, wenn die Leute im Dorf davon erfahren, hält sich aber mit derlei Anmerkungen zurück, da sie der Meinung ist, dass Ferdinand ohnehin furchtbar unter seiner Entlassung leidet. Dass es für ihn in Wahrheit eine Befreiung ist, kann und will sie nicht verstehen.

Nachdem Ferdinand nach einigen Wochen allerdings noch keine neue Stelle gefunden hat und sie bemerkt, dass er sich seiner Arbeitslosigkeit nicht schämt und es ihm Freude macht Zeit für sich selbst zu haben, beginnt sie Druck auf ihn auszuüben.

Wochen später bekommt ihr Sohn Besuch von seinem wohlhabenden Schulfreund Jonathan Hofmeister. Dieser erklärt ihr, dass er Ferdinand auf einen Kroatienurlaub einlädt. Frau Grenzmann stimmt zu, ist insgeheim aber nicht begeistert von dieser Idee: Einerseits, da sie will, dass Ferdinand bald wieder Arbeit haben wird und andererseits, da sie Angst um ihn hat – sie selbst hat den Seewinkel kaum jemals verlassen; eine Fahrt nach Kroatien scheint ihr eine sehr weite und bedrohliche Reise.

Als Ferdinand und Johnny nach etwa zwei Wochen zurückkehren, reißt ihr der Geduldsfaden, als sie die Wahrheit erfährt: Die beiden waren mit Motorrollern nach Kroatien gefahren. Sie erkennt darin nichts als Unfug, den sie ihrem Sohn dringend austreiben muss. Spätestens ab diesem Zeitpunkt ist sie sehr besorgt um die Zukunft ihres Sohnes.

Die Situation entspannt sich erst als Ferdinand eine Anstellung im landwirtschaftlichen Betrieb der Familie Landau in Zurndorf findet. Dass er außerdem mit Marina, der Tochter seines Chefs, zusammenkommt und mit ihr gemeinsam ein Haus im Bezirk Neusiedl bezieht, ist für Frau Grenzmann ein zusätzlicher Anlass zur Freude.

 

Persönlichkeit

Frau Grenzmann ist von Kindheit an darauf getrimmt worden, bescheiden zu sein und sich unterordnend zu verhalten. Sie hat niemals große Träume entwickelt.

Sie arbeitet um zu essen. Das Konzept, einen Beruf zu finden der ihr Freude macht, ist ihr fremd.

Ihrer Meinung nach ist das Leben etwas, das man eben „durchstehen“ muss. Zwar ist sie selbst nicht fanatisch religiös, aber noch sehr stark von der alten Vorstellung geprägt, dass man Gott durch Bescheidenheit und Demut zu gefallen hat. Das Streben nach Selbstverwirklichung und Erfüllung kann sie nicht verstehen.                                                                              

Frau Grenzmanns Idealbild ist das kleinbürgerliche Leben: Sie hat kein Verständnis für Menschen, die nicht arbeiten und abseits der Norm leben. Sie empfindet es als essentielle Aufgabe, das Geld für das eigene Auskommen zu verdienen – andererseits hält sie es aber auch für verwerflich nach mehr zu streben als nach dem, was man zum Leben braucht.

 

*Achtung Spoiler*

Frau Grenzmann wirkt durch ihre übertrieben bodenständige Art manchmal kühl, ist es aber eigentlich nicht. Ihr Sohn Ferdinand ist ihr sehr wichtig und in manchen Fällen (wie z.B. vor der Abreise nach Kroatien) behütet sie ihn gar zu sehr.

Allerdings ist sie unfähig zu erkennen, dass er unter der Arbeit bei Ducker Druck gelitten hat. Sie versteht nicht, dass ihm der Arbeits-Alltag auf Dauer ernsthaften Schaden (z.B. ein verpasstes Leben) zufügen kann, wohingegen sie in seiner Kroatien-Reise, die für Ferdinand sehr wichtig ist, bloß eine unnötige Gefahr für ihn sieht.

 

Triviales

*Achtung Spoiler*

Frau Grenzmann spricht fließend Kroatisch.

Sie und ihr Mann sind sehr sparsam. Sie betreiben ihre Gastwirtschaft und halten das eigene Haus notdürftig in Schuss. Sie verreisen niemals und leisten sich nicht einmal ein eigenes Auto. Etwa einmal pro Woche fahren sie mit dem Bus nach Neusiedl am See zum Einkaufen.

Ihre Freizeit verbringt sie meist mit Hausarbeit, Zeitung lesen, Nachrichtensendungen ansehen oder damit, mit gleichaltrigen Frauen aus der Nachbarschaft zu tratschen, meist über andere Leute aus dem Ort oder darüber wie schlecht und gefährlich die Welt eigentlich ist.

Frau Grenzmann, aufgewachsen in unmittelbarer Nähe des Eisernen Vorhangs, hat negative Vorurteile gegenüber dem ehemaligen Ostblock.

Im Handlungsverlauf werden ihre Eltern nur einmal flüchtig erwähnt, als Johnny sich erinnert, dass Ferdinand burgenlandkroatische Großeltern in Parndorf hat.

Im Buch wird kein einziges Mal beschrieben, dass Ferdinand seine Großeltern besucht. Das muss allerdings nicht bedeuten, dass diese nicht mehr am Leben sind: Wahrscheinlich hat Ferdinand seine Großeltern schon lange nicht mehr gesehen, da er neben seiner Beschäftigung bei Ducker Druck immer seltener die Zeit gefunden hat sie zu besuchen. Es ist auch denkbar, dass Ferdinands Verhältnis zu seinen streng religiösen Großeltern etwas angespannt ist und er deshalb nicht allzu oft zu Besuch kommt.